Ideen für den Kulturbetrieb

20. Mai 2020

„Der Kulturbetrieb beginnt wieder“ heißt es seit ein paar Tagen. Noch hakt es jedoch an ein paar klitzekleinen Details, wie z. B. dass so gut wie alle Veranstaltungen (Theater, Kabarett, Musik, Tanz) bis August bereits abgesagt wurden, keine Proben oder Vorbereitungen stattfinden konnten und ein Spielbetrieb mit so wenig erlaubtem Publikum für viele Veranstalter ein (finanzielles) Desaster wäre. Als professionell ausgebildete Corona-Beauftragte habe ich deshalb ein paar Ideen entwickelt, wie es doch noch mit der Kultur klappen könnte.
1. Sämtliche Veranstaltungen, die abgesagt wurden, werden wieder angesagt.

2. Sämtliche Proben und Vorbereitungen, die nicht stattgefunden haben, werden mit einem Entschuldigungsschreiben der Regierung als durchgeführt gewertet.

3. Sämtliche Werbung für Veranstaltungen, die nicht rechtzeitig ausgesendet werden kann, wird nachträglich an das nicht erschienene Publikum geschickt, damit es weiß, was es versäumt hat.

4. Da die Veranstalter mangels Werbung zu wenig Tickets verkaufen können, werden die im Umkreis von 1 Kilometer wohnenden Personen zwangsverpflichtet zu den Vorstellungen zu kommen. Der Besuch wird als Arbeitszeit angerechnet. Unentschuldigtes Fernbleiben wird mit „9 Stunden Peter Stein-Aufführung online ansehen“ bestraft.

5. Das Lagerhaus springt als Theaterveranstalter ein und stellt seine großen Verkaufs- und Lagerhallen zur Verfügung. Das Publikum sitzt abstandskonform zwischen Traktoren und Zementsäcken und sieht dem Ensemble zu, das auf der Fläche eines Heuladers spielt..

6. Das Publikum sitzt auf einer Wiese, die SchauspielerInnen schweben in Heißluftballons über ihnen und schreien sich von Korb zu Korb Dialogzeilen zu.

7. Um trotz der Beschränkungen möglichst viel zahlendes Publikum in den Genuss der Aufführungen kommen zu lassen, wird in kleineren Theatern Nonstop gespielt. Die erste Aufführung beginnt um 6 Uhr morgens, die zehnte Vorstellung endet um Mitternacht. Die Mitwirkenden übernachten im Theater, da sie nach den Vorstellungen ohnehin nicht mehr fähig sind noch nach Hause zu kriechen.

8. Oder aber es bekommen alle Kulturschaffenden und -institutionen eine monatliche Zahlung (Grundeinkommen, Rettungsschirm, Mindestsicherung – nach Belieben benennen), die ihnen tatsächlich (!) das Überleben bis zum Herbst sichert. Aber das ist vielleicht etwas unrealistisch.