27. Mai 2020
Auch wenn ich zur Zeit nicht auftrete, habe ich trotzdem meine typischen Schauspielträume. Seit Jahren träume ich in unterschiedlichen Varianten, dass ich einen Auftritt habe, ABER:
ich finde die Bühne nicht, ich finde mein Kostüm oder die Requisiten nicht, meine Frisur ist noch nicht fertig, ich bin zu spät dran, die anderen sind noch nicht da oder haben schon angefangen, ich kann den Text nicht (mehr), ich habe den Text gar nie bekommen, ich soll auf Deutsch und nicht auf Englisch spielen (oder umgekehrt), es ist kein Publikum da, etc.
Ich bin immer sehr erleichtert, wenn ich dann aufwache. In Wirklichkeit hatte ich erst zwei Mal ähnliche Erlebnisse: einmal hat die Veranstaltung doch eine halbe Stunde früher begonnen als angekündigt und ich war noch nicht fertig; und ein Mal dachte ich bis 2 Stunden vor der Vorstellung, wir spielen auf Deutsch, es war aber dann auf Englisch. Beide Male ist es noch mal gut gegangen. Von KollegInnen weiß ich, dass sie solche Träume auch kennen. Ich habe mich aber immer gefragt, ob es solche Träume auch in anderen Branchen gibt. Dank einem Facebook-Posting von Petra Hartlieb weiß ich nun endlich, dass auch AutorInnen solche Angstträume haben und eine Tanzlehrerin hat Ähnliches geschildert.
Und wie ist das bei anderen? Träumen LehrerInnen, dass sie das 1×1 nicht mehr können? Träumen PilotInnen, dass sie nicht wissen wie man landet und Schwimmprofis, dass kein Wasser im Becken ist? Träumen ChirurgInnen, dass das Skalpell nicht scharf ist und BuchhalterInnen, dass sie einen Rechenfehler nicht finden? Träumen FriseurInnen, dass sie aus Versehen eine Glatze schneiden und GärtnerInnen, dass ihnen die Pflanzen eingehen? Träumen Wirtschaftskämmerer, dass sie nur nach Kollektivlohn bezahlt werden und Arbeiterkammerangestellte, dass sie bei Gesprächen 5 Harald Mahrers gegenüber sitzen? Träumen Politiker, dass sie sich für etwas entschuldigen müssen? Träumen Einpersonenunternehmen und SteuerberaterInnen, dass Richtlinien für Zuschüsse ständig geändert werden?